Wo kommen nur die vielen Kinder her?

Im Zusammenhang mit den Bauplanungen am und um den Hobshof wird immer wieder auch der dringende Bedarf nach einem weiteren Kindergarten in Vinxel angeführt, der nun im Neubaugebiet gedeckt werden müsse. Stefan Pröpper, Geschäftsführer des Investors SHP Vinxel GmbH, sieht ebenfalls Bedarf für eine dreizügige KiTa (siehe Siebengebirgsausgabe des General-Anzeigers vom 25. Mai 2022).

Das ist doch sicher aus demographischen Daten abzuleiten. Nehmen wir die Bevölkerungsdaten vom 31.12.2021. Und wir brauchen den Dreisatz, Grundrechenarten reichen also vollkommen aus.

  • Im Sozialraum 4 (Vinxel, Stieldorf, Rauschendorf …) leben insgesamt 6.779 Personen, 1.678 davon in Vinxel in 950 Haushalten.
  • Im Sozialraum 4 (SR4) gibt es insgesamt 362 Kinder zwischen 0 und 6 Jahren, die damit als KiTa-Besucher in Betracht kommen.
  • Dreisatz: Wenn im SR4 von 6.779 Personen 362 Kinder (0-6) sind, dann sind es in Vinxel mit 1.678 Personen 362 / 6.779 * 1.678 = 90 Kinder.
  • Die aktuellen Neubaugebiete von Vinxel (Vinxeler Höhe und Baugebiet 50/18, also Hobshof und drum rum) umfassen ca. 150 Wohneinheiten (= Haushalte).
  • Dreisatz: Wenn in 950 Haushalten 90 Kinder (0-6) leben, dann leben in 150 Haushalten 90 / 950 * 150 = 15 Kinder (0-6).
  • Für das Jahr 2021/2022 sind 35 Kinder aus Vinxel in der KiTa Löwenzahn gemeldet. Dies ist der dreizügige Kindergarten, der durch Elterninitiative vor mehr als 30 Jahren gegründet wurde und von ihr bis heute erfolgreich betrieben wird.
  • Dreisatz: Wenn von 90 Vinxeler Kindern (0-6) bisher 35 in die KiTa Löwenzahn gehen, dann sind es von 15 Kindern 35 / 90 * 15 = 6 Kinder in der KiTa.
  • Zusammen mit den Neubaugebieten gehen dann insgesamt 41 Kinder aus Vinxel in die KiTa Löwenzahn.
  • Die KiTa Löwenzahn hat eine Zulassung für 65 Kinder plus Überbelegungsquote.

Nun die Preisaufgabe: Wir groß ist der Bedarf für eine weitere KiTa, wenn bei 65 angebotenen Plätzen 41 von Vinxeler Kindern belegt sind?

Dazu einige Anmerkungen, um etwas Wind aus den Segeln zu nehmen:

  • Die Einrichtung einer KiTa ist nur sinnvoll, wenn sie mittel- bis langfristig ausgelastet ist, nicht aber bei einer kurzzeitigen Bedarfsspitze.
  • In den ersten Jahren wird der Kinderanteil in den Neubaugebieten sicher höher als der übliche Durchschnitt sein, da vor allem junge Familien zuziehen werden. Aber bereits nach wenigen Jahren wird man die übliche Quote erreichen. Diese Erfahrung hat die KiTa Löwenzahn bereits beim Neubau der Langen Hecke gemacht.
  • Wie die einzelnen Altersgruppen zu gestalten sind, ist für den grundsätzlichen Bedarf erst einmal nicht ausschlaggebend, hat nur evtl. Einfluss auf die Anzahl und Aufteilung der Räume.
  • Es wird einen Anteil von gefördertem Wohnungsbau geben. In diesen Haushalten ist von einem höheren Kinderanteil auszugehen. Andererseits soll es auch Wohnmöglichkeiten insbesondere für die ältere Generation geben, also ganz ohne Kinder. Insgesamt wird sich somit ein Kinderanteil auf üblicher Größe einpegeln.
  • Die demographische Entwicklung der BRD wird über längere Zeit auch in Vinxel einen höheren Anteil an älteren Menschen, also ohne Kinder mit sich bringen.
  • Die beiden Neubaugebiete Vinxeler Höhe und 50/18 entstehen nicht zur gleichen Zeit, bei 50/18 werden vermutlich Kapellenweg und Hobshof-Areal sogar nacheinander entstehen. Zusammen führt das zu einer Entzerrung einer erhöhten Nachfrage nach KiTa-Plätzen.
  • Nach wenigen Jahren von erhöhter Nachfrage aus Vinxel werden über 20 Plätze (also ca. 1/3) in der KiTa Löwenzahn für auswärtige Kinder zur Verfügung stehen.
  • Es sollten auch nicht mehr sein, da die Verkehrs- und Klimawende unsere Lebensgewohnheiten nachhaltig verändern werden und ein regelmäßiger PKW-Transport von Kleinkindern in weiter entfernte KiTas sich damit eigentlich verbietet. Kinder sollten nicht in ein Leben hineinwachsen, das scheinbar nur mit dem PKW zu bewältigen ist. Es gilt das Motto „kurze Beine – kurze Wege“.
  • Es gibt für Eltern zwar die Freiheit der KiTa-Wahl, aber es gibt keine Verpflichtung der KiTa, alle Wünsche zu erfüllen.

Der Bedarf für weitere 60 und mehr Plätze ist somit aus den nüchternen Zahlen der Demographie nicht herzuleiten. Oder geht es hier gar nicht um Bedarf, sondern einfach um Wünsche oder gar Ideologie?

Kurzer historischer Rückblick:
Wieso reden wir überhaupt über eine weitere KiTa in Vinxel und an dieser Stelle?
Dafür müssen wir an eine Sitzung des PUA (der früher für diese Themen zuständige Ausschuss) am 30. Mai 2018 erinnern. Es ging damals um den recht vagen Begriff Gemeinbedarf mit der Zweckbestimmung „Stätte der Begegnung“, der im (immer noch gültigen) Bebauungsplan 50/1 aus den 70er Jahren im Bereich des Hobshofes eingetragen ist. Die Vinxeler wollten diese Gemeinbedarfsfläche auch für den zukünftigen B-Plan 50/18 erhalten und machten verschiedene Formulierungsvorschläge. Aber alle Ideen wurden von der Stadtverwaltung abgelehnt. Diese Begriffe wären baurechtlich nicht relevant. Dann gab es den Vorschlag der Geschäftsbereichsleiterin Planen und Bauen: Kindergarten und Spielplatz. Aber dies sei nur als Platzhalter gedacht, damit der Gemeinbedarf auch planungsrechtlich gesichert sei. Das könne dann später dem wirklichen Bedarf angepasst werden.
Und dabei ist es dann geblieben. Diese Darstellung findet sich leider nicht im Protokoll der damaligen Sitzung. Hier wird nur das Ergebnis, aber nicht der Verlauf der Debatte dokumentiert.