General-Anzeiger: Viel Verständnis für Politik und Verwaltung, nicht so viel für besorgte Bürger

In seinem Artikel vom 14. Juni 2018 erklärt uns der General-Anzeiger in der Königswinterer Ausgabe wieder einmal, wie gut es doch eigentlich Politik und vor allem Verwaltung der Stadt Königswinter mit uns Vinxelern meinen, während wir wieder gar nichts verstehen.

Der Kommentar zum Artikel unterstreicht das Unverständnis des GA für die Haltung vieler Vinxeler. Der Titel „Bebauung mit Maß“ will vermutlich ausdrücken, dass die Planungen hier schon mit dem richtigen (Augen-)Maß vorangetrieben werden. Dies wird auch noch einmal durch das Attribut deutlich, das man dem Politiker zugesteht: „verantwortungsvoll“. Für die Vinxeler Bürger bleiben dagegen Begriffe wie „egal sein“ oder „schwer akzeptieren“.

Hat der Kommentator nicht die Quellen studiert, die ihm die Stadt zur Verfügung stellt?

  • Der empirica-Studie „Handlungskonzept Wohnen“ von 2017 könnte er auf Seite 43 entnehmen, dass der Anteil der Alten „exorbitant in die Höhe“ gehen wird. Die Grafik zeigt bei Kindern und Jugendlichen, je nach Altersgruppe, wenig Zunahme bis sogar deutlicherer Abnahme bis zum Jahr 2030, dagegen bei den 65- bis 75-jährigen einen Zuwachs von bis zu 60 Prozent. Das ist die demographische Realität in Deutschland.

Quelle: empirica-Studie "Handlungskonzept Wohnen", 17. Oktober 2017, Seite 43

Vermutlich werden die „verantwortungsvollen“ Politiker nun sagen, dass genau deswegen, um die Alterungstendenz zu verhindern, in Königswinter und Vinxel vor allem für junge Familien massiv Platz geschaffen werden soll. Doch gegen welchen Trend will man sich stemmen? Gegen eine Entwicklung, die ganz Deutschland betrifft, mal etwas mehr, mal etwas weniger? Siehe dazu Grafik der Bundeszentrale für politische Bildung. Will man zu Lasten der „Alteinwohner“ und zu Lasten von Natur und Umwelt so hohe Anreize schaffen, dass aus anderen Regionen noch mehr Junge wegziehen, um hier zu wohnen? Das mag für verantwortungsvoll halten, wer will, der Kollege Land- oder Stadtrat aus der Eifel oder dem Westerwald sicher nicht.

Quelle: bpb Bundeszentrale für politische Bildung 
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61541/altersstruktur
  • Die Verkehrsuntersuchung vom 11. April 2018 (siehe auch Sitzungsvorlage 122/2018 zum PUA vom 30. Mai 2018) liefert Zahlen für einen denkbaren Bevölkerungszuwachs in Vinxel. Auf Seite 11 (Abb. 6) werden als mögliche Wohneinheiten genannt: 154 +138 + 179 = 471 WE für die Gesamtfläche. Auf Seite 14 wird von ca. 2,65 Einwohner/WE ausgegangen. Dies sind somit 1.248 Neubürger.

    Eine andere Auswertung der Verkehrsuntersuchung ergibt noch krassere Zahlen: Ebenfalls auf Seite 14 wird von 45 WE/ha ausgegangen. Bei insgesamt 13,4 ha (wiederum Abb. 6) sind dies 603 WE. Bei angenommenen 2,65 Einwohner/WE ergeben sich 1.598 Einwohner. (Die Differenz von 1.248 zu 1.598 mag evtl. mit dem Unterscheid von Brutto- und Nettobaufläche zusammenhängen.)

    Zum Vergleich: Ende des Jahres 2017 wohnten in Vinxel 1.678 Einwohner. Das Verkehrsgutachten basiert also auf einem Zuwachs bis zum Jahr 2030 von ca. 75 bzw. 95 Prozent.

Ist das in den Augen des Kommentators dann eine gesunde Entwicklung?

 

Ja, vieles verstehen wir Vinxeler wirklich nicht. Wir verstehen zum Beispiel nicht,

  • warum der GA vornehmlich als Sprachrohr der Verwaltung und der Politik auftritt,
  • warum der GA für ein vollständigeres Bild nicht der Kontakt zu den Bürgern sucht,
  • warum der GA nicht hinterfragt, wieso Königswinter auf 46.000 Einwohner wachsen soll,
  • wie ein Satz gedruckt werden kann, nach dem der Zuwachs um 4.000 Einwohner im Jahr 2035 erreicht werden solle, und es im selben Satz heißt, dass der größte Teil von rund 2.000 Wohneinheiten [das dürften dann etwa 3.000 bis 4.000 Einwohner sein] wegen des enormen Nachfragedrucks bereits bis 2020 [also in rund 2 Jahren] gebaut werden solle,
  • warum die Sorgen und Befürchtungen, die eine mögliche (Fast-)Verdoppelung unseres Dorfes in rund 10 Jahren auslöst, nicht verstanden werden,
  • warum so gut wie gar nicht wahrgenommen wird, nicht von der Stadt, nicht von der Presse, dass die Vinxeler weder gegen Zuwachs noch Neubauten sind, aber bitte nur mit Augenmaß, dem Charakter und den Bedürfnissen eines Dorfes und seiner Altbewohner angemessen.