Zumindest aus der Presse wissen wir jetzt, dass die Firma SHP Vinxel GmbH, Eigentümerin von Flächen am Alten Hobshof, am Kapellenweg und an der Holtorfer Straße, neue Pläne für deren Bebauung entwickelt hat. Sie sollen im nächsten Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz (ASUK) am 8. Juni 2022 vorgestellt werden. (Siehe dazu den Artikel in der Siebengebirgsausgabe des General-Anzeigers vom 25. Mai 2022 oder im Download)
Stefan Pröpper, Geschäftsführer der SHP Vinxel, zeigt sich stolz, denn „… wir haben sehr, sehr viele Dinge umgesetzt, die der Bürgerverein, die Bürgerinitiative und die Bürger wollen“. Zumindest der „Multifunktionsraum“ scheint beim Planer angekommen zu sein. Die fünf Sichtachsen am Kapellenweg wollen wir auch nicht unterschlagen.
Aber bei Umfang und Maß der Bebauung scheint SHP Vinxel unersättlich. Mit jedem Entwurf werden die Bauten höher, die Wohnflächen größer.
- Hatten wir im Plan vom Januar 2019 noch 90 Wohneinheiten (WE) auf ca. 10.000 qm, waren es im Februar 2020 schon 114 WE auf etwa 11.350 qm, nun sind es 142 WE auf geschätzt 14.000 qm, insgesamt eine Steigerung von rund 50 %.
- Waren es 2020 noch durchweg zweigeschossige Bauten, hat man jetzt auf drei Geschosse aufgestockt.
- An der Holtorfer Straße sollen es gar 3 1/2 Geschosse mit 36 Wohneinheiten sein. Wann haben Sie einen solch monströsen Bau zuletzt gesehen? Bei einem Gang durch Bonn-Tannenbusch?
Noch eine andere Zahl verwundert: Vinxel braucht eine mindestens dreigruppige Kita, meint Stefan Pröpper im GA-Interview. Während es also bisher in ganz Vinxel nur 76 Kinder im Alter zwischen 0 und 6 gibt (Statistik vom 6. Mai 2022), sollen allein im Neubaugebiet 60 bis 70 Kinder dieser Altersklasse wohnen, die auch alle in die Kita gehen, und das trotz des nennenswerten Anteils an Seniorenwohnungen.
Wenn Photovoltaik aufs Dach kommt, eine zentrale Wärmeversorgung geschaffen wird und Regenwasser aufgefangen wird, ist dies absolut zu begrüßen, sollte aber inzwischen auch selbstverständlich sein.
Doch dies kann nicht die grundsätzlichen Mängel der Planung kaschieren. Auch nicht die fünf Meter tiefe Weißdornhecke. Hier zeigt sich noch zusätzlich das Unverständnis für natürliche Zusammenhänge. Da wird Monokultur geprießen, wo Biodiversität geboten wäre. Dabei sind bekanntermaßen gerade Hecken die ideale Grundlage für Lebensgemeinschaften aus Vögeln, Insekten, Kleinsäugern, Amphibien, Pilzen und mehr. Also her mit Pfaffenhütchen, Schlehe, Wacholder, Haselnuss, Roter Hartriegel, Holunder, Wildrosen, Flieder, Jasmin, die Liste wäre noch lang fortzusetzen.
Dass sich jetzt Politik, Verwaltung und schließlich auch Bürger mit einem solch unangemessenen Plan abermals befassen müssen, ist zumindest als ärgerlich zu bezeichnen. Gut zwei Jahre sind vergangen, in denen mehr zu erreichen gewesen wäre. Ohne sich selbst der Planungshoheit zu begeben, hätte der Investor sich mit Bürgerinitiative (BI) und Bürgerverein (BV) Vinxel zusammen an einen Tisch setzen können, statt deren Angebot mehrfach zu ignorieren oder gar auszuschlagen. BI und BV könnten dann heute vermutlich der Politik mit gutem Gewissen einen ausgewogenen Plan zur Abstimmung empfehlen.
Wäre man im Gespräch miteinander gewesen, dann wäre beim Investor z.B. bekannt, dass BI und BV eine durchaus ansehnliche Liste von Nutzungsmöglichkeiten für den Multifunktionsraum zusammengestellt haben, vor allem aber, dass sie inzwischen mit einem Gastronomen ein erstes Betriebskonzept für ein Restaurant erstellt haben. Für die angedachte Auslastung des Versammlungsraumes ist eine Bäckerei, die um 18 Uhr schließt, mit ihren vier Stehtischen gänzlich ungeeignet. Gaststätte und Multifuntionsraum können aber auf einen Einzugsbereich von über 10.000 Einwohnern verweisen, wie das Betriebskonzept darlegt.
Damit nicht bereits Pflöcke eingeschlagen werden, wo der sinnvollste Weg noch gar nicht ausgemacht ist, fordern BI und BV daher:
- Entscheidungen, auch Vorentscheidungen dürfen und können nicht nur auf der Basis eines Lageplans im Maßstab 1:1000 getroffen werden.
- Eine seriöse Diskussion kann erst beginnen, wenn aussagekräftige Grund- und Aufrisse und weitere essentielle Informationen vorliegen.
- Zwingend erforderlich ist ein Massenmodell (Maßstab 1:500), das möglichst auch die Darstellung von Varianten erlaubt. Nur damit lässt sich auch bewerten, ob nun Flach- oder doch Satteldächer besser in die Umgebungsbebauung passen.
- In der Sitzung am 8. Juni 2022 sollte der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz (ASUK) die Pläne des Investors lediglich zur Kenntnis nehmen.
- Erst wenn ausreichend Zeit war, die geforderten Unterlagen zu prüfen, darf ein Beschluss wie der zur Einleitung der frühzeitigen Bürgerbeteiligung gefasst werden.
- Die Frist für die frühzeitige Bürgerbeteiligung sollte so gesetzt werden, dass durch die Stadt Königswinter in Verbindung mit Bürgerverein und Bürgerinitiative Vinxel eine Informationsveranstaltung mit den kompletten Planungsunterlagen durchgeführt und ausgewertet werden kann. (Ferienzeiten und gegebenenfalls durch die Corona-Lage bedingte Zeiten mit beschränkten Kontaktmöglichkeiten sind dabei zu berücksichtigen.)
Das neue Ortszentrum Vinxel hat es verdient, mit Sorgfalt und Augenmaß geplant und gebaut zu werden. Für die nächsten 50 bis 100 Jahre bekommen wir voraussichtlich kein neues. Möge das Werk gelingen!