Klartext: Vinxel soll in den nächsten Jahren um die Hälfte wachsen

Nun liegen die Zahlen auf dem Tisch. Man könnte auch sagen: Die Katze ist aus dem Sack. Vinxel soll in den nächsten Jahren bis ca. 2040 um die Hälfte wachsen. Genauer: Um ca. 470 Wohneinheiten (WE) von derzeit etwa 950 WE auf über 1.400 WE. In Bewohnern sind das hochgerechnet 1.667 Personen plus 825 neue BürgerInnen, zusammen annähernd 2.500 Personen. (Zahlen auf Basis Bevölkerungsstatistik 31.12.2021)

Und außerdem: Das Erweiterungsgebiet Bebauungsplan 50/19 ist keineswegs auf Eis gelegt, wie KöWis, SPD und Grüne uns bisher erzählt haben, sondern es ist hochaktuell. Das soll sogar direkten Einfluss auf die Planungen für Vinxels neue Mitte haben, über die wir gerade diskutieren.

Es werden also in Wirklichkeit alte Ideen weiterverfolgt. Erfüllt sich doch noch die alte Drohung des früheren technischen Beigeordneten Hubert Kofferath „wir werden den Bergbereich volllaufen lassen“?

Woher stammen nun diese Zahlen? Sie stehen in der Anlage 2 zur Kindergartenbedarfsplanung für den Sozialraum 4 „Vinxel, Stieldorf,und Rauschendorf“. Darüber debattiert der Jugendhilfeausschuss am Donnerstag, den 15. September 2022. Den gesamten KiTa-Vorgang finden Sie auf https://sdnet.koenigswinter.de/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZZjTjBbXuc27R7FiNY6g2Q8

Die Verwaltung empfiehlt den Ausschussmitglieder:

Der eigentlich für dieses Thema zuständige Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz (ASUK) konnte über das Zahlenwerk (es stammt ganz aktuell vom August 2022) noch kaum ausreichend debattieren, schon will sie der Jugendhilfeausschuss als Basis für Forderungen nach weiteren KiTas verwenden.

Dass der Verwaltungsvorschlag davon ausgeht, dass 100 % der 0- bis 6-Jährigen dann auch in die KiTa gehen werden, sei nur am Rande vermerkt. Aktuell sind von 90 Vinxeler Kindern dieser Altersgruppe nur 35 im Kindergarten Löwenzahn, also knapp 40 %. Wir werden in einem späteren Beitrag noch darauf zurückkommen.

Schauen wir uns die veröffentlichten Zahlen an:

(Ergänzung: In der Zeit bis 2040 sollen im Sozialraum 4 (Vinxel, Stieldorf, Rauschendorf …) auch Baulücken geschlossen werden. Insgesamt sollen dadurch weitere 100 WE entstehen. Davon würden nach der üblichen Quote etwa 25 auf Vinxel entfallen. Diese sind in den oben genannten Zahlen bereits enthalten.)

Von den 470 WE entfallen somit 295 WE (gut 60 %) auf Einfamilienhäuser und 175 WE (knapp 40 %) auf Mehrfamilienhäuser. Die Erfordernisse der Klimaanpassung bei der Art der Bebauung sind damit anscheinend weder bei Politik noch Verwaltung von Königswinter angekommen.

Weitere Feststellung: Der Baubeginn für ca. 225 WE der 470 WE soll in den 20er Jahren liegen, für die restlichen 245 WE dann in den 30er Jahren.

Ist dieser Zuwachs an Wohnraum von 50 % innerhalb von 20 Jahren angemessen?

Nehmen wir die Bedarfsberechnung des Bundesbauministeriums. (siehe www.bi-vinxel.de/spd-bundesbauministerin-geywitz-400-000-neue-wohnungen-pro-jahrund-was-passiert-in-vinxel/) Für Vinxel würde das weniger als 10 zusätzliche WE pro Jahr bedeuten, in 20 Jahren also unter 200 WE. Die Planung sieht aber fast das Zweieinhalbfache vor.

Dass der Sozialraum 4 (entspricht der Zone 3), zu dem Vinxel gehört, mit einem Drittel ohnehin den größten Zuwachs an Wohnraum von ganz Königswinter tragen soll, zeigt auch diese Tabelle:

Zur Fortschreibung alter Konzepte diese Ausschnitte aus den Sitzungsunterlagen des Jugendhilfeausschusses:

Man denkt also über verschiedene Szenarien nach, eine davon die Trendvariante. Die Entwicklung würde danach in etwa verlaufen wie bisher. Da und dort wird gebaut, kleinere Gebiete, Lückenschluss. Dies wird aber direkt als unrealistisch abgetan.

Auch wenn man im Weiteren durchaus zu bedenken gibt, dass die Plangebiete vielleicht nicht alle und nicht in der genannten Zeit zu bebauen sind, geht man in der Planungsvariante dennoch von einer Entwicklung aus, an deren Ende die oben genannten Zahlen realisiert sein könnten.

Fazit für den Augenblick: Es sind erschreckende Zahlen, mit denen Vinxel konfrontiert ist, ein Zuwachs um die Hälfte seiner derzeitigen Größe in relativ kurzer Zeit. Damit werden alte Konzepte fortgeschrieben, die man längst im Papierkorb wähnte.
Ebenfalls erschreckend: Ohne vorherige Diskussion dieser Zahlen wird daraus der unmittelbare Bedarf für eine dreizügige KiTa abgeleitet. Dass hier mit falschen Zahlen gearbeitet wird, ist eine weitere Pikanterie in diesem Zusammenhang.

Noch ein Gedanke: Zuzug an einem Ort bedeutet meist auch Abwanderung von anderer Stelle. Siehe dazu z.B. https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/landwirtschaft/landleben_die_neue_lust_aufs_leben/pwielandlebenheutewenndiedoerfersterben100.html Besser wäre es, solche Regionen zu fördern, damit auch dort Leben attraktiv bleiben kann. Zumal in digitalisierten Zeiten sollte das möglich sein.